Ein ausbalancierter Hormonhaushalt ist die Grundlage für Gesundheit, Vitalität und emotionale Stabilität – nicht nur in den Wechseljahren, sondern in jeder Phase des Lebens. Ob Zyklusbeschwerden, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen oder unerklärliche Gewichtszunahme: Viele dieser Symptome sind Hinweise auf ein hormonelles Ungleichgewicht.
In meiner Praxis begegnen mir häufig Frauen, die sich trotz Hormonmedikation nicht wirklich wohl oder rund fühlen. Sie spüren: Irgendetwas passt noch nicht. Und genau da setzt die ganzheitliche Sichtweise der TCM an, denn hormonelle Balance ist nicht einfach das Ersetzen eines einzelnen Hormons. Unser Hormonsystem ist wie ein fein abgestimmtes Orchester: Es braucht nicht nur das richtige Instrument, sondern den richtigen Rhythmus, die Harmonie und das Zusammenspiel aller Beteiligten.
In diesem Artikel erfährst du, wie du deine Hormone natürlich ausgleichen kannst – mit einfachen täglichen Ritualen, gezielter Ernährung, Akupressur und einem neuen Verständnis für deinen Körper.

Was steckt hinter einem hormonellen Ungleichgewicht?
Aus westlicher Sicht werden hormonelle Beschwerden oft auf bestimmte Botenstoffe zurückgeführt – etwa Insulin, Cortisol oder Östrogen. In der TCM jedoch denken wir nicht in einzelnen Hormonen, sondern in energetischen Mustern und Organbezügen.
Hier einige häufige hormonelle Auslöser und ihre Entsprechung in der TCM:
▸ Insulin
Ein dauerhaft erhöhter Insulinspiegel, oft durch zu viel Zucker oder ständiges Snacken, begünstigt Heißhunger, Erschöpfung und Fetteinlagerung.
🔸 In der TCM entspricht das meist einer Milz-Qi-Schwäche, also einer geschwächten Verdauungsfunktion.
▸ Cortisol
Chronischer Stress führt zu einer Überproduktion des Stresshormons Cortisol – was den Schlaf stört, den Stoffwechsel verlangsamt und das Nervensystem überfordert.
🔸 Energetisch gesehen ist hier oft das Leber-Qi gestaut und die Nieren-Energie geschwächt.
▸ Östrogen
Sinkt der Östrogenspiegel – etwa vor der Menstruation oder in hormonellen Übergangsphasen –, verlangsamt sich der Stoffwechsel, die Stimmung kippt und die Haut verändert sich.
🔸 In der TCM ist das ein Zeichen von Blut-Mangel oder einer Schwächung der Nieren-Essenz (Jing).
Ein ausbalancierter Hormonhaushalt bedeutet also: Die Milz muss stark sein, das Leber-Qi frei fließen und die Nieren ausreichend Substanz haben.

Tägliche Rituale für hormonelle Balance
Der Körper liebt Rhythmus und kleine, wiederkehrende Rituale helfen ihm, sich hormonell zu stabilisieren.
🌞 Morgens
- Warmwasser mit frischem Ingwer: regt die Verdauung an und vertreibt träge Feuchtigkeit.
- 5 Minuten Qi Gong oder Stretching: bringt das Qi ins Fließen.
- Warmes, eiweißreiches Frühstück (z. B. Eier, Pho oder Tofu): stabilisiert den Blutzucker und stärkt das Milz-Qi.
🌤 Tagsüber
- Ausgewogene Mahlzeiten mit komplexen Kohlenhydraten, Eiweiß und gesunden Fetten.
- Zucker und Weißmehl meiden: stabilisiert Insulin und reduziert hormonelle Schwankungen.
- Kurze Atempausen: dreimal tief durchatmen – beruhigt das Nervensystem und senkt Cortisol.
🌙 Abends
- Sanfte Bewegung wie Spaziergänge oder leichtes Dehnen.
- Bildschirmfreie Zeit 90 Minuten vor dem Schlafengehen: unterstützt Melatonin-Produktion.
- Kräutertee mit Gojibeeren und Chrysanthemenblüten: kühlt die Leber und nährt das Blut.
✨ Vor dem Schlafen
- Tagebuch oder Dankbarkeitsliste: harmonisiert Herz und Geist.
- 7–8 Stunden Schlaf: essenziell für Zell- und Hormonregulation.
- Regelmäßiger Schlafrhythmus: Versuche, möglichst immer zur selben Uhrzeit ins Bett zu gehen. Unser Hormonsystem liebt Rhythmus – vor allem die Nebennieren und die Zirbeldrüse (Melatonin) reagieren empfindlich auf unregelmäßige Schlafzeiten.
Wenn möglich, vermeide Schichtarbeit oder häufige Wechsel im Schlaf-Wach-Zyklus, denn das bringt den zirkadianen Rhythmus aus dem Gleichgewicht – mit Auswirkungen auf Cortisol, Insulin und weitere zentrale Botenstoffe.
Akupressur zur hormonellen Regulation
Bestimmte Akupressurpunkte haben direkten Einfluss auf Verdauung, Stressverarbeitung und hormonelle Balance. Sie lassen sich einfach selbst anwenden – mit spürbarer Wirkung.
Punkt | Wirkung |
---|---|
Milz 6 (Sanyinjiao) | Stärkt Milz, Leber und Niere. Unterstützt den Zyklus, beugt PMS vor. |
Kreislauf 6 (Neiguan) | Beruhigt das Nervensystem und harmonisiert die Verdauung. |
Leber 3 (Taichong) | Löst emotionalen und körperlichen Stress, hilft bei Reizbarkeit. |
Niere 3 (Taixi) | Nährt die Nieren-Essenz – wichtig bei Müdigkeit, Haarausfall, Libidoverlust. |
Anwendung: 1–2 Minuten pro Punkt, sanfter Druck, gerne mehrmals täglich.

Ernährung bei hormonellem Ungleichgewicht
Die richtige Ernährung ist ein zentrales Element in der TCM. Nicht nur was du isst, sondern auch wie und wann spielt eine Rolle.
Diese Lebensmittel unterstützen deine Hormone:
- Goji-Beeren: nähren Blut und Leber
- Chrysanthemen-Tee: klärt Leber-Hitze und lindert Kopfschmerzen
- Cordyceps & Astragalus: stärken Qi, Abwehrkraft und Nieren
- Wurzelgemüse & langgekochte Eintöpfe: stärken Milz und fördern Sättigung
Diese Lebensmittel besser meiden:
- Koffein (besonders auf nüchternen Magen und nach 13 Uhr)
- Zucker und Süßigkeiten
- Kalte Rohkost und zu viel Obst
- Frittierte oder stark verarbeitete Speisen
Ideal sind:
- Gekochte Mahlzeiten
- Gewürze wie Zimt, Kurkuma, Ingwer
- Regelmäßige Essenszeiten

Wöchentliche Rituale für tiefergehende Balance
Neben den täglichen Routinen lohnt es sich, auch wöchentliche Rituale einzuplanen, um das hormonelle Gleichgewicht noch nachhaltiger zu fördern:
- Gesichts-Gua Sha oder Akupressurmassage: regt Lymphe und Qi an – unterstützt Detox und Hautgesundheit.
- Qi Gong oder sanftes Yoga: fördert den Energiefluss, reduziert Stress, reguliert das Nervensystem.
- Fußbad mit Ingwer oder Schafgarbe: stärkt die Nieren, beruhigt den Geist und entspannt den ganzen Körper.
Umweltgifte und hormonaktive Substanzen, die oft übersehenen Auslöser
Bei allem Fokus auf Ernährung, Bewegung und Entspannung sollten wir eines nicht vergessen: Auch das, was wir täglich auf unsere Haut auftragen, beeinflusst unser Hormonsystem – oft mehr, als uns bewusst ist.
Viele herkömmliche Pflegeprodukte, Sonnencremes, Parfums und Kosmetika enthalten sogenannte endokrine Disruptoren – das sind chemische Stoffe, die in den Hormonhaushalt eingreifen können. Sie wirken zum Teil wie künstliche Östrogene, blockieren Rezeptoren oder bringen das feine hormonelle Gleichgewicht aus dem Takt.
Gerade wenn bereits eine hormonelle Disbalance besteht – etwa Zyklusbeschwerden, PMS, Stimmungsschwankungen oder unerklärliche Gewichtszunahme – ist es besonders wichtig, diese Belastung zu reduzieren.
Was du konkret tun kannst:
- Achte auf Naturkosmetik ohne synthetische Duftstoffe Nano-Partikel
- Verwende mineralische Sonnencremes ohne chemische UV-Filter wie Octocrylen oder Oxybenzon, auch hier ist vorsicht vor Nano-Partikel gegeben.
- Verzichte auf Parfum – oder ersetze es durch ätherische Öle in Bio-Qualität.
- Wähle ökologische Haushaltsreiniger

🌱 Dein Körper reagiert nicht nur auf das, was du isst – sondern auch auf das, was du täglich berührst und einatmest. Wenn du hormonelle Beschwerden reduzieren willst, lohnt sich ein Blick ins Badezimmer- und Putzmittelschrank genauso wie auf den Teller.
Und nicht zuletzt: Achte auch darauf, was über Waschbecken und Dusche ins Abwasser gelangt – denn Medikamentenrückstände, hormonaktive Stoffe aus Kosmetik und Reinigern belasten nicht nur dich, sondern auch unsere Umwelt. In vielen Regionen finden sich heute bereits Hormone im Leitungswasser – ein deutliches Zeichen dafür, wie eng unsere Gesundheit mit der unseres Planeten verbunden ist.
Dein Körper braucht keine Kontrolle, sondern einen neuen Rhythmus
Hormonelle Balance bedeutet, im Einklang zu leben – mit deinem Zyklus, deiner Energie und den natürlichen Veränderungen deines Körpers. Aus Sicht der TCM ist dein Hormonsystem kein mechanischer Apparat, den man einfach reparieren kann. Es ist eher wie ein fein gestimmtes Orchester: Jeder Teil spielt eine Rolle – Verdauung, Schlaf, Atmung, Stressverarbeitung, Emotionen – und wenn einer aus dem Takt gerät, gerät das ganze Zusammenspiel ins Wanken.
Die gute Nachricht: Du kannst lernen, dieses Orchester neu zu stimmen. Mit regelmäßigen Ritualen, nährender Ernährung, Akupressur, bewusster Körperpflege – und vor allem mit einem neuen Verständnis für dich selbst.
Du musst nicht lauter spielen, nicht besser funktionieren. Du darfst einfach anfangen, dir selbst zuzuhören und deinen eigenen Rhythmus wiederzufinden.
✨ Wenn du dabei Unterstützung brauchst: In meiner Praxis begleite ich Frauen genau auf diesem Weg – mit TCM, TUINA, Kräutern und alltagstauglichen Empfehlungen, die wirken. Du musst ihn nicht alleine gehen.